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Infektionsherde in der implantatchirurgie verstehen und beherrschen

In der oralen Implantologie stellt das Infektionsmanagement einen entscheidenden Faktor für den Behandlungserfolg dar. Das Vorhandensein eines Infektionsherdes im Operationsgebiet kann die primäre Stabilität des Implantats gefährden, die Heilung verzögern oder sogar zum Scheitern der Osseointegration führen. Daher ist es für Behandler unerlässlich, solche infektiösen Herde vor jedem chirurgischen Eingriff zu erkennen, zu behandeln und unter Kontrolle zu bringen.

Definition des infektionsherdes

Ein Infektionsherd bezeichnet eine anatomische Region mit aktiver oder chronischer Infektion, meist bakteriellen Ursprungs. Im Zusammenhang mit der Implantatchirurgie kann dies verbunden sein mit:

einer apikalen Infektion an einem benachbarten Zahn

aktiver Parodontitis

eitriger Alveolitis nach Zahnextraktion

odontogener Kieferhöhlenentzündung

lokalisierter Osteitis oder Osteomyelitis

Solche Infektionen äußern sich klinisch (Schmerzen, Schwellung, Eiterbildung), radiologisch (periapikale Aufhellung, marginaler Knochenverlust) oder biologisch (erhöhtes CRP, Leukozytose).

Risiken bei einem infektionsherd im operationsgebiet

Die Insertion eines Implantats in ein infiziertes Areal erhöht das Risiko eines Therapieversagens erheblich. Zu den häufigsten Komplikationen zählen:

Versagen der osseointegration: Pathogene Bakterien stören die Knochenregeneration.

Frühe Periimplantitis: Akute Entzündung des periimplantären Gewebes unmittelbar nach der Insertion.

Infektionsausbreitung: Über anatomische Räume bis zu Kieferhöhlen, Weichgeweben oder Gefäßstrukturen.

Laut einer systematischen Übersichtsarbeit im Journal of Clinical Periodontology (2020) steigt das Risiko für Implantatversagen um das 3- bis 5-Fache, wenn Implantate in Bereichen mit unbehandelter Infektionsvorgeschichte gesetzt werden.

Behandlungsprotokoll für einen infektionsherd

1. Präzise diagnose

Vor jeder Implantatplanung ist eine sorgfältige Beurteilung erforderlich:

Gründliche klinische Untersuchung mit parodontaler Sondierung

3D-Bildgebung (CBCT) zur Visualisierung der Läsion

Vitalitätstest der Nachbarzähne

2. Behandlung der infektion

Je nach Ursache des Infektionsherdes können folgende Maßnahmen erforderlich sein:

Zahnextraktion mit alveolärem Kürettieren

Gezielte Antibiotikatherapie, möglichst auf Basis eines Antibiogramms

Endodontische oder apikale Chirurgie

Initiale Parodontalbehandlung zur Sanierung der Weichgewebe

3. Zeitlicher abstand bis zur implantatinsertion

Ein Zeitraum von 2 bis 4 Monaten nach Extraktion oder Infektionsbehandlung wird in der Regel empfohlen, um eine optimale Knochenheilung zu ermöglichen. In bestimmten Fällen kann bei erfahrener Indikation auch eine Sofortimplantation erfolgen – vorausgesetzt, es liegt keine aktive Infektion mehr vor, primäre Stabilität ist gewährleistet und das aseptische Vorgehen wird streng eingehalten.

Prävention: ein entscheidender hebel

Die Prävention infektiöser Herde basiert auf strikter Mundhygiene, regelmäßiger Kontrolle und frühzeitiger Behandlung endodontaler und parodontaler Erkrankungen. Eine sorgfältige Desinfektion des Operationsgebiets und die strikte Einhaltung aseptischer Protokolle sind unverzichtbar.