Das Konzept des „Platform Switching“ und die periimplantäre Knochenstabilität

Das Konzept des „Platform Switching“ und die periimplantäre Knochenstabilität

Die Erhaltung des marginalen Knochens um Implantate ist ein entscheidender Faktor für den langfristigen Erfolg implantatgetragener Restaurationen. Das Konzept des Platform Switching – also des „Plattformversatzes“ – hat sich in den letzten Jahren als wirksame Strategie zur Begrenzung der periimplantären Knochenresorption etabliert. Dieser Ansatz basiert auf einer geometrischen Veränderung der prothetischen Verbindung, die darauf abzielt, die biologische und mechanische Stabilität des Implantats zu verbessern.

Definition des Platform Switching

Platform Switching bezeichnet die Verwendung eines Prothetikabutments mit einem kleineren Durchmesser als der Implantatplattform. Im Gegensatz zur konventionellen Konfiguration (Platform Matching), bei der Abutment und Implantat denselben Durchmesser aufweisen, entsteht durch das nach innen versetzte Abutment ein kreisförmiger Abstand zwischen den beiden Komponenten.

Dieser Versatz bewirkt, dass die Implantat-Abutment-Schnittstelle – eine potenziell entzündungsanfällige Zone – weiter in Richtung Zentrum verlagert wird, also weiter entfernt von der Knochenspitze.

Biologische Mechanismen der marginalen Knochenresorption

Die periimplantäre Knochenresorption während der Heilungsphase oder nach Belastung ist ein gut dokumentiertes Phänomen. Mehrere Faktoren tragen dazu bei:

Mechanische Anpassung des Knochens an die prothetische Belastung,

Vorhandensein eines Mikrospalts an der Implantat-Abutment-Verbindung, der bakterielle Besiedlung begünstigt,

Chronische Entzündungsreaktionen durch mikrobielle Infiltrationen,

Vertikale Positionierung der prothetischen Verbindung zu nahe an der Knochenkammspitze.

Diese Faktoren können zu einem anfänglichen Verlust von marginalem Knochen führen, der oft in den ersten Monaten nach der Implantation beobachtet wird.

Klinische Effekte des Platform Switching

Klinische und In-vitro-Studien haben gezeigt, dass Platform Switching die marginale Knochenresorption deutlich reduzieren kann. Die positiven Effekte beruhen auf mehreren Mechanismen:

Entfernung der Mikrospalt-Zone von der Knochenspitze, was die entzündliche Stimulation verringert,

Günstigere Knochenstimulation durch eine zentralere Lastverteilung,

Erhalt des Knochenvolumens und der Weichgewebe, was die Ästhetik und die Langzeitprognose verbessert.

Laut einer systematischen Übersichtsarbeit, veröffentlicht im Journal of Clinical Periodontology (Atieh et al., 2010), zeigen Implantate mit Platform Switching im Durchschnitt eine um 0,4 mm geringere marginale Knochenresorption im Vergleich zu konventionellen Implantaten.

Indikationen und Grenzen

Platform Switching ist heute in vielen Implantatsystemen integriert und besonders relevant in folgenden Situationen:

Ästhetisch sensible Frontzahnbereiche, wo Gewebeerhalt entscheidend ist,

Geringe Abstände zwischen Implantaten,

Bedarf an maximaler biologischer Stabilität in Knochen von geringer Dichte.

Seine Wirksamkeit hängt jedoch auch von der Präzision der Komponentenverbindung, dem gesamten Implantatdesign sowie der strikten Einhaltung chirurgischer und prothetischer Protokolle ab.

Zusammenfassung und klinische Empfehlungen

Platform Switching stellt eine strategische Weiterentwicklung des Implantatdesigns dar, basierend auf soliden biologischen und mechanischen Prinzipien. Aufgrund seiner positiven Auswirkungen auf die periimplantäre Knochenstabilität sollte es in vielen klinischen Fällen bevorzugt eingesetzt werden, insbesondere wenn eine langfristige Haltbarkeit angestrebt wird.

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